Buchvernissage Spitalführung

Der Careum Verlag präsentiere an einer Vernissage sein neues Buch über die Kunst der Spitalführung. Autor Werner Widmer diskutierte mit drei Spitaldirektorinnen und -direktoren über erfolgreiche Spitäler und was der Faktor Führung bewirken kann.

Der Careum Verlag lud am Mittwoch, 30. Oktober 2020, zur Buchvernissage seines neuesten Werks «Die Kunst der Spitalführung». Trotz Corona hatten sich gut 80 Gäste eingefunden, die sich im grossräumigen Careum Auditorium gut verteilen und somit den gebotenen Abstand wahren konnten.

Die Führung machts aus

Verlagsleiter Felix Dettwiler begrüsste die Gäste, bevor er das Wort an Werner Widmer übergab. Der Autor des Buches, früher selber Direktor von verschiedenen öffentlichen Spitälern, eröffnete mit der Frage, was ein erfolgreiches Spital ausmache. Und kam zum Schluss, dass es letztendlich die Führung sei, da die anderen Faktoren vergleichbar wären. Demzufolge hat er für sein Buch Spitäler gesucht, die finanziell erfolgreich sind. Unter diesen Spitälern hat er vier ausgewählt, in denen die Direktorin oder der Direktor mindestens zehn Jahre im Amt ist, so dass anzunehmen ist, dass der Spitalerfolg etwas mit der Führung zu tun habe. Es sind dies Orsola Vettori vom Spital Zollikerberg, Arnold Bachmann vom Kantonsspital Graubünden, Urs Baumberger vom Kantonsspital Nidwalden und Rolf Zehnder vom Kantonsspital Winterthur. Urs Baumberger war leider verhindert, die anderen drei Führungspersonen waren live vor Ort und haben in einem angeregten Podiumsgespräch miteinander diskutiert.

Tipps für eine exzellente Spitalführung

Das erste Disskussionsthema war – nomen est omen – «Spitalführung als Kunst». Die Diskussionsteilnehmenden sahen ihren Job weniger als künstlerische, sondern vielmehr als gestalterische Aufgabe. Arnold Bachmann verglich seine Aufgabe mit einem Rubik-Würfel, der aber noch drei Dimensionen mehr hat, und den man dauernd versucht, zu optimieren – gerade das sei die Faszination daran.

Als nächstes galt es, Empfehlungen an künftige Spitaldirektoren abzugeben. Es befanden sich an diesem Abend unter anderem einige Studierende im Saal, die an der Uni Luzern einen Kurs in Spitalmanagement belegen. Sie dürften an dieser Stelle die Ohren gespitzt haben. Für Orsola Vettori war das Wichtigste die Moderation von interdisziplinärer Zusammenarbeit. Sich in die unterschiedlichen Welten einzudenken, die unterschiedlichen Sprachen zu verstehen und dabei ein guter Generalist zu sein. Enttäuscht zeigte sie sich aber, dass immer noch sehr wenige Frauen in Führungspositionen sind, obwohl die Mitarbeitenden zu 80 Prozent weiblich sind. Arnold Bachmann betonte, dass es wichtig sei, nicht zu kopieren, sondern seinen eigenen Stil zu entwickeln. Optimal sei es, wenn sich die Mitarbeitenden verwirklichen könnten. Aber schlussendlich sei auch der finanzielle Erfolg ganz wichtig, genauso wie diesen permanent zu messen und transparent zu machen.

Wie ein Dirigent ohne Musiker

Das Thema «Chefärzte» schnitt Werner Widmer mit einem Zitat von Arnold Bachmann an: «Man muss sie irgendwie lieben». Rolf Zehnder konnte das unterschreiben, Chefärzte seien meist interessante und faszinierende Menschen. Ein Direktor ohne Chefärzte sei wie ein Dirigent ohne Musiker. Kein einziger Patient komme wegen dem Direktor ins Spital, genauso wenig wie ein Konzertbesucher wegen des Dirigenten komme. Orsola Vettori betonte, das es wichtig sei, eine Vertrauensbasis zu den Chefärzten aufzubauen, da man sich jederzeit auf sie verlassen können müsse. Und dass man dabei immer einen normalen Umgangston finde, genau wie zu allen anderen Mitarbeitern auch.

Das persönliche Gespräch betrachteten alle Experten auf dem Podium immer noch als enorm wichtige Kommunikationsform. Allerdings sei es, wie Rolf Zehnder heraushob, zunehmend schwieriger, das Gefäss zu nutzen, da Anzahl und Vielfalt der Spitalmitarbeitenden stetig zunehme. Arnold Bachmann regte an, als Alternative Hörsaalveranstaltungen zu machen, da man mehr Leute gleichzeitig erreiche und sich trotzdem persönlich erklären könne, was dazu beitrage, dass Massnahmen besser verstanden und somit umgesetzt würden. Zudem nutze er auch andere Gefässe wie einen regelmässigen gemeinsamen Zvieri, wo man ungezwungen zusammen kommen und sich austauschen könne.

Der Schlüssel zum Erfolg

In der Schlussrunde durfte dann auch das Publikum noch Fragen stellen. Ob es überhaupt möglich sei, patientenorientiert und gleichzeitig finanziell erfolgreich zu sein, wollte jemand wissen und fasste damit das Thema des Abends schön zusammen. Ja, hiess es unisono von Seiten der Experten – das sei möglich und das sei genau der Schlüssel für ein erfolgreiches Spital.

Nach Abschluss der spannenden Diskussion lud Felix Dettwiler zum Apéro im Foyer, wo man das frisch gedruckte Buch erwerben konnte und wo der Abend – begleitet von weiteren, angeregten Gesprächen – gemütlich ausklang.

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