Illustration einer Frau inmitten von Informationen

Unterstützung in der Polykrise: Die Rolle der Gesundheitskompetenz in einer vernetzten Welt

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Inmitten einer Polykrise, geprägt von diversen globalen Herausforderungen, ist die Stärkung der Gesundheitskompetenz von entscheidender Bedeutung. In einem Zeitalter der digitalen Transformation und der Informationsflut wird die Fähigkeit, zwischen Fakten und Fiktion zu unterscheiden, sowie kritisch zu denken, immer wichtiger.

Seit jeher sind wir Menschen mit unterschiedlichsten Entwicklungen und Herausforderungen konfrontiert, die einen grossen Einfluss auf uns, unsere Gesundheit sowie auch unser Zusammenleben als Gesellschaft haben und die jeweils unabhängig von ihrer Bedeutung unterschiedliche Aufmerksamkeit erfahren. In jüngster Zeit ist häufig von einer «Polykrise» die Rede, in welcher wir uns befinden. Damit ist gemeint, dass wir uns mit verschiedenen globalen Krisen auseinandersetzen müssen, die sich gegenseitig beeinflussen und verstärken. 

Die Polykrise: Eine komplexe Verflechtung globaler Risiken und Herausforderungen

Zu diesen globalen Krisen, die zur sich verschärfenden Polykrise führen, gehören insbesondere die COVID-19-Pandemie, der Klimawandel und bewaffnete Konflikte. Mit ein Grund für diese Wahrnehmung und Bezeichnung der Polykrise sowie deren Verstärkung ist die Informationsflut, die sich in Zeiten der Digitalisierung und der digitalen Transformation intensiviert hat. Fast in Echtzeit werden wir über alles informiert bzw. informieren wir uns darüber und reagieren auf verschiedenen Kanälen auch darauf.

Die verschiedenen und teilweise disruptiven Entwicklungen in Zeiten dieser Polykrise bringen auch grosse Herausforderungen für das Gesundheitswesen sowie für die Gesundheit und das Wohlbefinden von uns Menschen mit sich. So verändern sich durch die Digitalisierung nicht nur die Organisations- und Verhaltensprozesse im Gesundheitssystem, sondern auch die Menge an digitalen Gesundheitsdaten und -informationen steigt konstant.

Neben den Vorteilen der digitalen Prozesse zur Verbesserung der Qualität im Gesundheitswesen stellen diese Entwicklungen gleichzeitig auch hohe Ansprüche an den Datenschutz, die Anwendbarkeit und die Nutzung von Daten- und Informationssystemen. Die fortlaufende Digitalisierung droht die digitale Kluft zu vergrössern. Das heisst: Bevölkerungsgruppen, die mit neuen Technologien nicht vertraut sind oder keinen Zugang dazu haben, werden vor noch grössere Herausforderungen gestellt, wodurch wiederum bestehende soziale und gesundheitliche Ungleichheiten verschärft werden können.

Menschen und ihre Systeme müssen sich folglich spezifisches Wissen, Fertigkeiten und Haltungen aneignen, um beispielsweise mit digitalen Informationen, Daten und deren unterschiedlicher Qualität adäquat umgehen zu können (z. B. fähig sein entscheiden zu können, wie und mit wem sie persönliche Gesundheitsdaten teilen). Die hierzu geforderten Kompetenzen sind gerade auch in Zeiten der Pandemie und ihrer Bewältigung sowie Aufarbeitung zentral.

Saskia De Gani und Stefan Markun im Podcastgespräch zum Thema Gesundheitskompetenz in Zeiten der Infodemie

Podcast zum Thema

Saskia De Gani und Stefan Markun zur Bedeutung von Gesundheitskompetenz in Zeiten der Infoflut

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Die Infodemie: Eine Überflutung mit Informationen 

Einhergehend mit der fortschreitenden digitalen Transformation sowie auch der Pandemie zeigte sich eine weitere grosse Herausforderung, die sogenannte «Infodemie». Darunter ist ein Überfluss an Informationen zu verstehen, welcher mit Fehl- und Desinformationen einhergeht und fundierte Entscheidungsprozesse enorm erschwert. Die Fehl- und Desinformationen werden gemäss dem aktuellen Global Risk Report des World Economic Forum (WEF, 2024) denn auch als grösstes globales Risiko für die nächsten zwei Jahre angesehen. Das Aufkommen und die Verbreitung der zunehmenden Anwendung von künstlicher Intelligenz tragen ebenso zu dieser Entwicklung bzw. diesem Risiko bei.

Das vorhandene Wissen wird immer kurzlebiger und muss konstant kritisch reflektiert werden. Dies führt dazu, dass wir stets mit Unsicherheiten und zunehmend komplexeren Prozessen und Praktiken konfrontiert sind. Eine weitere Entwicklung, die unsere Gesellschaft aktuell herausfordert und mit dem rasch ändernden Wissen, der Fehl- und Desinformation sowie der Pandemie in Zusammenhang steht, ist das zunehmende Misstrauen gegenüber wissenschaftlichen Instanzen und demokratischen Strukturen. Es wird deshalb auch von einer zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft gesprochen. Diese Polarisierung wird wiederum auch getrieben durch den Klimawandel und dessen Folgen, verschiedene geopolitische Interessen, als auch durch die verschiedenen bewaffneten Konflikte, die wir derzeit erleben.

Die Bedeutung von Gesundheitskompetenz für die individuelle und gesellschaftliche Resilienz

Diese miteinander verknüpften globalen Krisen gilt es folglich als Ganzes anzugehen und nicht als isolierte Ereignisse zu behandeln. So sind strukturelle Veränderungen sowohl in globalen Systemen als auch in konkreten sozialen Kontexten (z. B. in der Schule, in der Ausbildung, bei der Arbeit, im Gesundheitswesen) notwendig, um die Auswirkungen von solch interagierenden Krisen zu minimieren, uns auf weitere Krisen adäquat vorzubereiten und unsere Resilienz zu stärken. Dies erfordert das Engagement von uns allen, d. h. auch übergreifend über alle Sektoren, Organisationen, Institutionen und ihren Fachpersonen. Damit kann schliesslich der Weg in eine nachhaltigere Zukunft geebnet werden.

Weiter zeigen diese Herausforderungen auch, wie wichtig es ist, dass wir als Individuen und als Gesellschaft damit angemessen umgehen können. Ein Ansatz hierfür bietet die Gesundheitskompetenz. Die Stärkung der Gesundheitskompetenz ist denn auch als zentrales Ziel in der gesundheitspolitischen Strategie des Bundesrates 2020–2030 «Gesundheit2030» festgehalten, die sich auf die Ziele für nachhaltige Entwicklung (engl. Sustainable Development Goals, SDGs) stützt und den Handlungsrahmen der Gesundheitspolitik vorgibt.

Gesundheitskompetenz als Wegweiser: Besserer Umgang mit Informationen und Krisen

So fordert die Strategie konkrete Massnahmen wie die Verbesserung öffentlicher Informationen und die Förderung des Umgangs mit Informationen zu Gesundheit und Krankheit. Die Gesundheitskompetenz erlaubt es den Menschen, im Umgang mit ihrer Gesundheit und ihrem Wohlbefinden eine aktive Rolle einzunehmen. Dies kann wiederum dazu beitragen, den zahlreichen Herausforderungen im Zusammenhang mit der Polykrise besser begegnen zu können. Gesundheitskompetenz kann Menschen in einer von der Polykrise geprägten Zeit unterstützen, mit (digitalen) Informationen und Dienstleistungen besser umzugehen. Sie kann auch das kritische Denken fördern, um gesundheitsbezogene Fehlinformationen aufzudecken und vertrauenswürdige Quellen zu finden sowie komplexe gesundheitliche Auswirkungen (beispielsweise durch den Klimawandel beeinflusst) zu verstehen.

Insgesamt dient die Gesundheitskompetenz den Menschen dazu, Zugang zu korrekten und relevanten gesundheitsbezogenen Informationen und Dienstleistungen zu finden und deren Verständnis, kritische Betrachtung und effektive Nutzung sicherzustellen. Die Stärkung der Gesundheitskompetenz bietet grosses Potenzial dafür, dass die Gesellschaft besser zwischen Fakten und Fiktion unterscheiden, politische Programme oder Interessen besser einordnen und die Wissenschaft besser verstehen kann. Dies wiederum kann das Vertrauen in die Wissenschaft und die Behörden fördern. 

Dieses Vertrauen – sowohl in die eigenen Fähigkeiten und Fertigkeiten als auch in die anderen Menschen, die Wissenschaft und die Behörden – ist schliesslich ein zentraler Bestandteil der Resilienz unserer Gesellschaft und trägt wesentlich dazu bei, um mit den Herausforderungen der Polykrise und auf dem Weg hin zu einem gesunden, sicheren, fairen, glücklichen und nachhaltigen Leben von uns allen auf dem Planeten besser umgehen zu können.

Literatur

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  • Wie unterscheiden Sie zwischen korrekten und vertrauenswürdigen sowie Fehl- und Desinformationen?

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